Bericht über die Ölleitung "TAL" in unserem Gebiet:



"TAL Transalpine Ölleitung - ein Rohr geht mitten durch die Stadt"

von Franz Petzinger, Kolbermoor


Trasse

   Von Triest nach Ingolstadt überquert ein Rohr die Alpen. 465 km in einem Strang, von dem ein Stück über Kolbermoorer Gebiet verläuft.
   Zwischen Autobahn und Eisenbahn aus dem Inntal kommend, kreuzt die Leitung unterhalb von der Tannerhut die Bundesstraße und beim Taubenhölzl die Eisenbahn, gleich darauf die Grafenstraße in ihrem unteren Teil. Von da geht sie quer durch die Abdeckerfilze Richtung Aich bei Großholzhausen weiter.

Daten

   Die Leitung hat 101,6 cm Durchmesser und kann 54 Mio. Tonnen jährlich fördern, das sind jede Minute 100 Tonnen. Die Leitung wurde 1966 von zwölf Ölgesellschaften gemeinsam verlegt und führt das Öl über sieben Pumpstationen vom Süden her bis zum höchsten Punkt bei 1572 m, wo die Leitung neben dem Felbertauerntunnel in einem eigenen Stollen das Gebirge durchstößt. Es folgen vier Druckentlastungsstationen, eine davon an der Straße zwischen Kufstein und Scheffau und dann auf dem Weg nach Ingolstadt noch mal drei Pumpstationen, die erste in Kolbermoor.
   Die erste Füllung der Leitung erfolgte im April 1967.
   Die Kosten des Projekts mit Hafentanklager und Pumpstationen beliefen sich auf 168 Mio. US-$. Längs der Trasse mußte mit 5500 Grundeigentümern verhandelt werden, mußten 30 Flüsse, 136 Bäche, 154 Straßen und 26 Eisenbahnlinien gekreuzt werden. Zur Überwachung läuft längs der Leitung ein Kabel, an das alle Stationen und technischen Einrichtungen angeschlossen sind. Zur Markierung der Trasse stehen an Knickpunkten und an Kreuzungsstellen mit Straßen die signalroten Pilze. Anhand dieser roten Zeichen wird die Trasse regelmäßig vom Boden und vom Flugzeug aus kontrolliert.

(Quelle: "Das Buch von Brannenburg" von Helmut Pabst, 1977, 2. ergänzte Auflage)


Geschichte

1964 - 1967:
Planung, Bau und Inbetriebnahme des TAL-Pipeline-Systems Triest - Ingolstadt (TAL-IG).
Oktober 1967:
Erste Rohölauslieferung im Tanklager Lenting/Ingolstadt

   Im Oktober 2007 waren es 40 Jahre, daß durch die "Transalpine Ölleitung" (TAL) erstmals Rohöl von Triest in Norditalien nach Ingolstadt befördert wurde.
   Die TAL "durchschneidet" unterirdisch die Stadt Kolbermoor von südöstlicher nach nordwestlicher Richtung auf einer Länge von etwa vier km.
   Die Trasse ist mit den bekannten oliv-roten Schwammerl gekennzeichnet (Foto unten). Die Rohre der Ölpipeline verlaufen etwa 1 - 1,20 m unter dem jeweiligen Gelände-Niveau. Zum Schutz der Pipeline wurde von der TAL-AG auf der Trasse ein 10 m breiter "Schutzstreifen" eingerichtet. Der Schutzstreifen darf weder bebaut noch ohne Genehmigung der TAL verändert werden. Regelmäßig werden Kontrollen aus der Luft durchgeführt.


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   Im Westen von Kolbermoor, hinter dem ehemaligen Conradty-Gelände (jetzt: Futura-Gewerbepark), befindet sich zwischen Werkkanal und den Gleisen der Mangfalltalbahn die Pumpstation Kolbermoor (Foto unten). Diese Pumpstation ist nicht für den ständigen Einsatz vorgesehen sondern wird nur wenn es der betriebliche Ablauf erfordert, in Betrieb genommen.


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   Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1967 wurden mehr als 1 Mrd. Tonnen Rohöl befördert. Um die gleiche Menge Rohöl auf der Strasse zu befördern müssten dafür täglich 8.000 Tanklastwagen eingesetzt werden.
   8 Mineralölkonzerne halten als Gesellschafter Anteile an der TAL. 9 Raffinerien bzw. Tanklager in Triest/Italien, Österreich, Bayern und Baden Württemberg sind an die Pipeline angeschlossen.
   Die TAL deckt 100 % des Rohölbedarfs in Bayern.

Die "alte" und die "neue" Ölleitung

   Anfang der 1970er Jahre wurde die Pipeline im Bereich Lohholz nach Osten verlegt. Der ursprüngliche Verlauf stand dem geplanten Bau einer Autobahn von Regensburg zur Salzburger Autobahn im Wege. Gebaut wurde diese Autobahn allerdings bis heute nicht.

Kolbermoor - wichtiger Stützpunkt für die Pipeline

   Im Osten Kolbermoors, an der Stadtgrenze zu Rosenheim, haben ab Oktober 1965 75 Arbeiter, Techniker und Spezialkräfte auf einer Fläche von 6-8 ha eine Anlage zur Isolierung der Pipeline-Rohre erbaut.
   Hergestellt wurden die zu isolierenden Rohre von den deutschen Firmen "Mannesmann" und "Phoenix Rheinrohr". Die durchschnittliche Rohrlänge betrug 12 m, der Durchmesser 40 Zoll = 101,6 cm, das Gewicht ca. 2,5 - 4,5 Tonnen pro Rohr, je nach Wandstärke (8,74 bzw. 17,4 mm, abhängig von der späteren Belastung der verlegten Rohre). Der An- und Abtransport der Rohre erfolgte durch die Deutsche Bundesbahn auf besonderen Waggons.

   In den folgenden Arbeitsschritten wurde die 5 mm dicke Isolierschicht in etwas mehr als 1 Stunde Arbeitszeit/Rohr aufgebracht:

- Reinigen
- Trocknen
- Teerähnlicher Voranstrich
- Dünne Schicht Bitumen
- Glasfliesband in 45 cm breiten Streifen
- Bitumen zur Verbindung der Schichten
- Aufpressen von Asbestpappstreifen
- Weißer Kalkmilchanstrich als Sonnenschutz für Transport und Lagerung

   25 cm an jedem Rohr-Ende blieben unisoliert, hier wurden die verlegten Rohre später verschweißt. Ausgeführt wurden die Isolierarbeiten von der amerikanisch-holländischen Firma "Bredero & Price", unter Überwachung der deutschen Firma "Bechtel". Von der Gesamtlänge der Pipeline von ca. 465 km wurden ca. 240 km Rohre in Kolbermoor isoliert. Das waren ca. 22.000 Rohre von insgesamt 40.000 Rohren.

Internet

   Mehr Infos auf der Homepage von "Deutsche Transalpine Oelleitung GmbH" (ext.)


Von der Ausstellung "TAL Transalpine Ölleitung - ein Rohr geht mitten durch die Stadt" mit der freundlichen Genehmigung von Franz Petzinger, Heimat- und Industriemuseum Kolbermoor (2009).



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