Eine Zusammenfassung aller bekannten Daten der ehemaligen Lampferdinger Wallfahrten:



Die ehemaligen Lampferdinger Wallfahrten

zu "Unserer Lieben Frau" und zum "Hl. Leonhard"


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   Wie bei den meisten Dörfern ist auch in Lampferding das Wahrzeichen des Ortes die Kirche. In unserem Dorf fällt aber auf, daß die Kirche verhältnismäßig groß erbaut wurde und prächtig ausgestattet ist. Der Grund dafür könnte sein, daß Lampferding in früheren Zeiten ein Wallfahrtsort war. Es waren nicht wenige Gläubige die zum Gnadenbild "Unserer Lieben Frau von Lampferding" gepilgert sind, denn sie haben offensichtlich viel Geld dagelassen, wie man noch heute gut sehen kann.
   Aber nicht nur zur Gottesmutter wurde gewallfahrtet, sondern auch zum Hl. Leonhard. Ihm zu Ehren fanden noch vor einigen Jahrzehnten Pferdeumritte und Pferdesegnungen statt.

1315
Erstmals wird die Lampferdinger Kirche mit Friedhof in den Besitzverzeichnissen des Freisinger Bischofs Konrad (Conradinischen Matrikel) erwähnt.

1334
Der Rosenheimer Bildschnitzer Hans Ku(e)nz fertigt für die Tuntenhausener und für die Lampferdinger Kirche je eine Madonna an, die heute aber nicht mehr vorhanden sind.

1491
In diesem Jahr ist das erste Mal von der Lampferdinger Liebfrauenkirche in einer Kaufurkunde die Rede.

1514
Das Kirchengütl, oder das Freysinger-Gütl, wurde am 31. Oktober 1514 in der Taverne zu Tuntenhausen an die Abtei Attel ausgetauscht. Der Pfarrer von Emmering, Johann Mainburger, und sein Pfarrverweser Georg Moesl, die Kirchenpfleger "Unserer Lieben Frau" Konrad Mayer aus Angelsbruck und Hans Wagner aus Lampferding gaben das Kirchengütl, auf dem Asmus Freysinger saß, stiftsweise mit Grund und Boden auf dem Tauschweg dem Abt Leonhard von Attel.

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um 1520
Vermutlich um die vielen Wallfahrer besser aufnehmen zu können, wurde die Lampferdinger Liebfrauenkirche neu und somit größer gebaut. Am 20. April 1520 gab der Schwabener Landrichter einen Teil eines Kredites zurück und bestimmte, daß das Geld für den Kirchenbau in Lampferding verwendet werden soll.
Bei Statikuntersuchungen 2011 an den Emporen entdeckte man im Bodenaufbau der unteren Empore einen Wandbogen (Foto rechts), der 1 Meter über dem Eingangsportal in der Nordmauer versteckt liegt. Er kann in früheren Zeiten, als noch keine zweite Empore eingezogen war, nur als oberer Abschluß eines viel höheren Eingangsportales (ca. 3,60 Meter) gedient haben.
Hier kann man eigentlich nur die eine Vermutung anstellen: dieses hohe Portal diente dazu, daß man an einem hohen Feiertag, z. B. am Leonhardstag, mit Pferden zum Segen durch die Kirche reiten konnte. Das setzt natürlich voraus, daß man gegenüber auch wieder hinaus konnte. Es ist hier zwar kein zweites Portal mehr vorhanden, aber man kann an der Außenwand gut Veränderungen bei der betreffenden Stelle an der Mauer erkennen.
Diese Vermutung stützt sich auf die Tatsache, daß im 16 km entfernten Wallfahrtsort Maria Altenburg die gleiche Vermutung besteht. In Jesenwang (Lkr. Fürstenfeldbruck) findet der so genannte "Willibaldritt" durch die Kirche heute noch jährlich statt:
http://www.willibaldritt-jesenwang.de/ (ext.).


1667
Von den vielen Votivbildern die noch Mitte des 20. Jahrhunderts im hinteren Teil der Kirche gehangen haben, sind leider nur noch einige, dieser recht interessanten Zeugnisse von den Erhörungen der Gottesmutter, übrig geblieben (siehe auch unten). Eine große Votivtafel, die neben der Kanzel an der Wand hängt, zeigt die Muttergottes und die Heiligen Drei Könige mit folgendem Text:

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    "Gott der Heiligen Dreyfaltigkheit und Himelkönigin Maria zu sondenbarem Lob und Ehr dan seiner Seel und ganzen Freindtschafft zu Trost hat dises EPITAFIUMB alsie hergehn unser Lieben Frauen zu Lämpferting machen lassen der Ehrngeacht Kaspar Mareiß, gewestner wierth zu Halfing mit dar zue gestiften ewigen Jahrtag deme Gott gnedig sein wolle. Amen 1667"

1758
Pfarrer Puechner aus Emmering (1756 bis 1761) schreibt in seinem pfarramtlichen Bericht:

"... daß Lampferding schon von altersher ein Gnadenbild- und Wallfahrtsort gewesen, bezeugt nit allein die große, schöne, wohlgebaute Kirchen, sondern auch das verwunderlich schöne, große, auf dem Land in keiner Pfarrkirchen befindliche Geläut, wie auch das große Vermögen dieses Gotteshauses ... da eine Glocke schon viele Jahre unbrauchbar und der Schaden, so diese Filial voriges Jahr durch Beraubung ... groß ist."

1803
Deutlich zum Ausdruck bringen die Deckengemälde in der Kirche die Marienverehrung in Lampferding. Der Tiroler Maler Carl Selb (1760-1819) malte noch im Jahr 1803 im barocken Stil ins Langhaus "Die Himmelfahrt Mariens" und im Chor "Maria als die Beschützerin der Bedrängten".

1952-1961
Ein Zeitungsbericht von ca. 1956:

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Das vielleicht einzige Foto von einem Lampferdinger Leonhardiritt - von ca. 1960:
© by Erwin Komenda

1972/73
In dem Buch "Schöne Heimat Ebersberg - Der Landkreis in Bildern" wird erwähnt, daß die Lampferdinger Kirche "einmal ein Wallfahrtsheiligtum war".

Heute
Nicht nur daß die eigene Kuratiegemeinde jedes Jahr nach Tuntenhausen wallfahrtet (früher nach Feldkirchen bei Rott a. Inn), nein auch nach Lampferding kommen immer noch regelmäßig Pilger. Auf ihrem Weg nach Tuntenhausen macht z.B.die Pfarrei Moosen an der Vils (Foto unten) jedes Frühjahr Station in Lampferding, um Mittagspause zu machen und "Unsere Liebe Frau" in der Kirche zu besuchen. Außerdem kommt auch noch die Nachbarpfarrei Ostermünchen jedes Jahr nach Lampferding.

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In Lampferding noch verwahrte Votivbilder

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Der Hochaltar mit dem Gnadenbild

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Die Kapelle mit dem gegeißelten Heilland am südlichen Ortseingang
Hier wurden früher Votivgaben, z.B. Krücken, abgelegt.

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Der Jakobsweg
Seit 2005 führt der sog. "Südostbayerische Jakobsweg" auch durch Lampferding. Im böhmischen Krumau beginnend zieht er sich über Passau, Altötting und Wasserburg auch in unsere Gegend. Weiter geht dieser markierte Fußwanderweg, oder auch Fernradwanderweg über Bad Aibling und Kufstein nach Breitenbach in Tirol.
Ein "Jakobsweg" ist ein Weg, auf dem anhand von Kirchen-Patrozinien, Wallfahrtskirchen und verschiedenen Aufzeichnungen, ein reger Pilgerstrom im Laufe der Jahrhunderte nachgewiesen werden kann. Die ersten deutschen Jakobspilger begannen etwa ab 1200 nach Santiago die Compostela zu ziehen.




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